Immer wieder erreichen uns Aufnahmen aus Massentierhaltungsanlagen, die unsägliches Leiden der Nutztiere dokumentieren und zeigen, wie gegen jegliche gesetzlichen Mindestvorgaben, aber auch gegen alle Regeln der Menschlichkeit verstoßen wird.
Menschen empören sich zu recht. Doch ihnen wird von Agrarindustriellen und Bauernverbandsvertretern vorgehalten, wir hätten das beste Tierschutzgesetz der Welt, den Nutztieren sei es nie so gut gegangen wie heute, wir, die wir bald vor Ekel nicht mehr hinauschauen mögen, würden nicht-realisierbaren Bilderbuch-Vorstellungen anhängen, der Welthunger müsse schließlich gestillt werden. Mit solchen Tiraden wird versucht, uns als Unwissende und als verantwortungslose Querulanten hinzustellen, um uns zum Schweigen zu bringen.
Regierungen, Landkreise, Veterinärbehörden greifen nicht ein? Ein Beispiel dafür ist der Fall einer 60.000er Schweine-/"Sauen-Zucht"-Anlage in Sachsen-Anhalt, den das Magazin "exakt" des MDR 2015 dokumentierte. Bereits die Zahl der hier gehaltenen Tiere lässt berechtigte Zweifel aufkommen, dass man jedem dieser intelligenten Tiere auch nur annähernd gerecht werden kann. Ein Tier so einzusperren, dass es zur Bewegungslosigkeit verdammt ist, einer Tiermutter die Möglichkeit zu nehmen, sich um ihre Kinder zu kümmern - das ist ein Verbrechen an unserer Menschlichkeit. Bereits vor 9 Monaten wurde Anzeige erstattet. Seit 2007 wurden durch die Amtsveterinäre 32 Kontrollen durchgeführt und der Betreiber Saza GmbH zur Behebung der Missstände aufgefordert. DOCH PASSIERT IST NICHTS.
UND? Der Landwirtschaftsminister lamentiert in einer Stellungnahme gegenüber dem Magazin Exakt des MDR, dass man VERSUCHEN müsse, das, "was in der Tierhaltung als Minimum gesetzgeberisch gefordert ist, auch zur Anwendung zu bringen." Dies sei nötig, da es um die "Glaubwürdigkeit staatlichen Handelns" gegenüber den Verbrauchern gehe. - Es wäre gut, wenn die Verantwortlichen nun tatsächlich handelten und dem illegalen Handeln der Konzerne einen Riegel vorschieben würden. Denn sonst geht das Vertrauen in das Primat der Politik endgültig verloren. Wie sagte Dieter Hildebrandt sinngemäß?: Die Politik hat nur den Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt. Sollte er recht behalten? Das wäre ein Armutszeugnis für uns alle ...
Dieses neuerliche Beispiel unfassbarer Realität aus einem anderen Bundesland sollte uns aufmerken lassen und den Blick auf Niedersachsen und den Landkreis Verden wenden: Wollen wir hoffen (?), dass hier alle Beteiligten nach Recht und Gesetz - und Menschlichkeit - handeln! Menschlichkeit sollte nicht enden, wenn es um unsere Mitgeschöpfe geht. Dass wir diese Grenzen längst überschritten haben und wider alle Natur die Tiere ausbeuten, wird deutlich, wenn wir die Schäden an unserer Umwelt in Rechnung stellen. Antibiotika-Missbrauch und Killer-Keime, Gülle-Flut und Grundwasserverseuchung, Billigfleisch und Krankheiten, Futtermittel-Importe und Regenwaldzerstörung, Verdoppelung der Fleischexporte und Klimakatastrophe - Zusammenhänge, die in keinem Betriebswirtschaftlehre-Buch zu finden sind.